Sonnenstrahlen aus der Klinik
Das Debütalbum des australischen Quartetts Girl And Girl verpackt Krankengeschichten in mitreißenden Garagenrock und melodiösen Gitarrenpop.
Ducks Ltd., Rolling Blackouts Coastal Fever, Kiwi Jr., The Tubs – zupackend-mitreißender Garagenrock und melodiös-beschwingter Jangle-Gitarrenpop feiern eine erfolgreiche Renaissance. Girl And Girl, das australische Quartett rund um Frontmann Kai James, reiht sich in diesen Reigen unverbraucht-frischer Gitarrenbands ein und legt mit „Call A Doctor“ ein überzeugendes Albumdebüt fernab der einfallslosen Austauschbarkeit des Indie-Mainstreams vor.
Die Musik der Band aus Brisbane klingt einnehmend und verführerisch, zugleich aber auch roh, unbehauen, kantig und verknüpft treibende Gitarrenriffs, zackige Schlagzeugbeats, prägnante Hooklines und smarte Melodien auf hörenswerte Weise. Der Gesang von Kai James erinnert in seiner dezenten Manieriertheit und dem theatralischen Touch an Conor Oberst in jungen Jahren, korreliert aber bestens mit den herausfordernden Themen, die im Zentrum der meisten Songs stehen.
James – Fraser Bell, Jayden Williams und Melissa James ergänzen das Quartett – stellt sich in seinen Texten inneren Dämonen und berichtet von Krankenhausaufenthalten, Identitätskrisen, psychischen Problemen und Erfahrungen mit Antidepressiva, erzählt mitunter aber auch humorvoll, in welche dunklen Ecken und Abgründe er sich gedanklich verloren hat.
Die stimmige Verknüpfung scheinbarer Gegensätze – hier die herausfordernden Themen und oft düsteren Texte, da die schmissigen Melodien und die vorwärtsdrängende Energie der Musik – macht den besonderen Reiz dieses Debütalbums aus. Den Australiern gelingt es, ihren künstlerischen Anspruch, also den Kampf eines empfindsamen Menschen gegen die Anfechtungen des Daseins mit durchdachten Song-Strukturen kurzzuschließen und mit schwungvollen Rhythmen und sonnigen Melodien fast unbeschwert und positiv klingen zu lassen.
Viele der Songs dieses Debütalbums von Girl And Girl bleiben dem Hörer mit ihrem hüpfenden Beat im Ohr – allen voran „Mother“, „Hello“, „Oh Boy!“, „Comfortable Friends“ und das titelgebende „Call A Doctor“.
Die stimmige Verknüpfung von scheinbaren Gegensätzen macht den besonderen Reiz dieses Debütalbums aus.