Ästhetik, Stil und Retro-Sound

Mit ihrem neuen Album, „The Human Fear“, hat die schottische Band Franz Ferdinand wieder zu alten Qualitäten zurückgefunden: zappeliger, treibender Indie-Rock, zu dem man auch tanzen kann.

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13. Jänner 2025

Wieder auf dem Laufsteg: Franz Ferdinand rund um Alex Kapranos (M.) und die neue Drummerin Audrey Tate (c) Fiona Torre

Franz Ferdinand sind also wieder da. Jene Band, die 2002 in Glasgow zusammenfand und mit „Franz Ferdinand“ (2004) und „You Could Have It So Much Better“ (2005) zwei herausragende und stilprägende Alben veröffentlichte. An ihren Hits „Take Me Out“ und „Do You Want To“ gab es in diesen Jahren kein Vorbeikommen. Die k.u.k.-geschichtskundige Band, die sich nach dem 1914 in Sarajewo ermordeten Habsburger Erzherzog benannte, zählte bald zu den verlässlichsten und traditionsbewusstesten Kräften nicht nur britischen Musikschaffens. Ihre zappelig-treibende Mischung aus Gitarrenpop, Glamrock, New Wave, Funk und Disco – ihr Referenzradius reicht von T. Rex , New Order, Talking Heads bis zu den Strokes – wurde über die Jahre zu einer zeitlosen Rezeptur für eine große Fangemeinde: Partymusik für Tänzer und tanzfaule Biertrinker und Fußwipper gleichermaßen.

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Nach sieben Jahren Veröffentlichungspause – nur unterbrochen von einer Best-Of-Kompilation, die ihr Label nach dem Ausstieg des Gitarristen Nick McCarthy 2022 veröffentlichte – meldet sich die Band nun mit dem Album „The Human Fear“ personell neu aufgestellt (Audrey Tate ist die neue Schlagzeugerin), aber mit bekannter Ästhetik, Stilsicherheit und Retro-Sound eindrücklich zurück. Wenn man die Kooperation mit den Sparks („FFS“, 2015) dazuzählt, ist es mittlerweile das siebente Studioalbum der Schotten, die es nicht verlernt haben, mit zackigen Beats, melodischen Hooks und prägnanten Gitarrenriffs Eleganz und Schwung unter einen musikalischen Hut zu bringen.

Überwindung der Angst als Generalthema

Das von Mark Ralph produzierte Album klingt frisch, lebensbejahend und setzt viel positive Energie frei, obwohl sich – fast wie bei einem Konzeptalbum – die elf Songs mit allen erdenklichen Ängsten beschäftigen: Trennungsängste, Misserfolgsängste, Existenzängste, Zukunftsängste. Wobei es die Überwindung der Angst ist, was Alex Kapranos, den Sänger und Kopf der Band, an dem Phänomen interessiert und fasziniert: „Du fühlst, dass dein Herz schlägt. Du spürst, wie das Blut durch deinen Körper gepumpt wird. Das ist der Grund, warum wir die Angst suchen. Deshalb fahren wir Achterbahn. Deshalb schauen wir Horrorfilme. Denn wenn du die Angst überwindest, diesen Prozess durchläufst, fühlst du dich lebendig. Und danach befreit“, sagte Kapranos in einem Interview.

Franz Ferdinand: The Human Fear (Domino)

Auch wenn Keyboards und Piano auf diesem Album etwas mehr Platz erhalten und sich der Synthie-Elektropop-Faktor ein wenig erhöht hat, bleibt der zackig-treibende Gitarrensound der wichtigste Eckpfeiler im Klangkosmos der schottischen Band. Die Fangemeinde frohlockt über eine gelungene Songsammlung, die einiges zu bieten hat: Glampop a la „Night Or Day“, lässigen Indierock wie „Everydaydreamer“, „Build It Up“ mit funky Groove, „Black Eyelashes“ mit Sirtaki-Touch, „Audacious“ mit Verweis auf die Strokes oder „Tell Me I Should Stay“ als geschmeidige Balade mit opulentem Phil Spector-Sound.

Das Artwork des Albumcovers erklärt optisch elegant, warum die Band aus Glasgow gerne als „kunststudentisch“ bezeichnet wird – Ästhetik und Stil bleiben neben dem Retro-Sound auch 2025 weiterhin die Markenzeichen von Franz Ferdinand.

Wieder auf dem Laufsteg: Franz Ferdinand rund um Alex Kapranos (M.) und die neue Drummerin Audrey Tate (c) Fiona Torre