Es gab eine Zeit, da war der Indie-Rock noch ein Synonym für lässige Überheblichkeit – Sonnenbrillen in der Nacht inklusive. Gefühle? Lieber verschlossen in den Tiefen des Seins, übertönt von lautem Gitarrengewitter und einer Attitüde, die mehr Schutzschild als Ausdruck war. Alles wurde weggerockt, als gäbe es kein Morgen und keine inneren Dämonen.

Und dann kommen Cordoba78 daher und machen alles anders. Statt Gefühle zu verstecken, rufen sie alles offen in die Welt – und das mit einem Schmäh, der genau die richtige Balance aus Ernsthaftigkeit und Selbstironie trifft. Keine aufgeblasenen Floskeln, kein unnötiges Versteckspiel: Hier wird die jeweilige Gemütslage ehrlich diskutiert, roh und direkt. Drama, Baby! Aber genau von der Sorte, die einen mitnimmt – sie haben ja auch recht mit „schmusen kannst du nicht allein“.

Musikalisch zeigen die fünf Jungs, dass sie ihr Handwerk verstehen – und zwar auf einem Niveau, das man sonst nur von etablierten Acts erwarten würde. Starke Arrangements, ohrwurmverdächtige Melodien, und ja, ein Hauch von Wanda oder Bilderbuch blitzt hie und da auf, wird aber im eigenen unverwechselbaren Stil zitiert.

Live im Fluc (© extra-music)

Das haben sie auch bei ihrer EP-Release-Show Mitte November in Wien eindrucksvoll bewiesen. „Anfang – Mitte – Zwanzig“ wurde im ausverkauften Fluc präsentiert. Sänger Carlo Giulio Sossella und Gitarrist Tobias Fußenegger lieferten im Zusammenspiel eine wuchtige Performance, die das Publikum mitriss und begeisterte. Für eine Band, die noch so jung ist, haben sie eine beeindruckende Fanbase, die bereits erstaunlich textsicher auftritt.

Indie-Rock, wie er sein sollte: ehrlich, emotional und mit einem Augenzwinkern. Cordoba78 zeigt, dass Coolness heute nicht mehr nur an in der Nacht getragenen Sonnenbrillen liegt, sondern in der Fähigkeit, Gefühle echt und ohne Schnörkel in Musik zu verwandeln.

Am 30. Dezember spielen Cordoba78 live im Spielboden Dornbirn.