Auf unberechnende Weise Trost spendend

Auf der Suche nach dem in sich stimmigen Glück: Das neue Album des britischen Singer/Songwriters Bill Ryder-Jones

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12. März 2024

Bill Ryder-Jones: Iechyd Da (Domino / GoodToGo)

Bill Ryder-Jones, der ehemalige Gitarrist von The Coral und Singer/Songwriter aus West Kirby, Merseyside, hat zu Beginn des heurigen Jahres mit „Iechyd Da“ sein mittlerweile fünftes Soloalbum veröffentlicht. Auf seinen ersten vier Alben hatte sich der Brite vor allem seinen persönlichen Dämonen gestellt – er wurde immer wieder von depressiven Schüben heimgesucht – und sich als würdiger musikalischer Chronist der eigenen Vergänglichkeit erwiesen. An „Iechyd Da“ arbeitete Bill Ryder-Jones fast ein halbes Jahrzehnt  – und schon der Albumtitel (Walisisch für „Zum Wohl!“ oder „Gutes Wohlergehen!“) gibt die neu eingeschlagene Richtung vor.

Ryder-Jones will mit seiner Musik nun mehr Hoffnung vermitteln – die Art von Hoffnung, die das Leben erst schön und lebenswert macht. Schwelgerische Streicherklänge, vielstimmige Chöre, akustische Gitarren und Samples der brasilianischen Sängerin Gal Costa helfen ihm dabei, die Gefühle, die seine Seele durchdringen, unmittelbar zum Ausdruck zu bringen. Seine herzergreifenden musikalischen Einlassungen sind auf eine vollkommen unberechnende Weise sentimental, romantisch, Trost spendend und befreiend.

Ach, riecht der gut! Bill Ryder-Jones, von Glückstieren umgeben… © Marieke Macklon

Der musikalische Ansatz auf diesem Album lässt sich am ehesten mit jenem von Soulmusikern und Folkbarden der Sechzigerjahre vergleichen, die in erster Linie das Herz der Hörer und nicht Verkaufszahlen und Charts-Platzierungen anpeilten. Die dreizehn, nie redundanten Songs auf „Iechyd Da“ sind weniger angelegt, zu gefallen, sondern mehr darauf, in sich selbst stimmig zu sein – und genau deshalb berühren sie so sehr. Die Texte zeugen zwar durchaus von Zweifel, Unruhe, Furcht und Kümmernis – aber der Ton ist ein hoffnungsvoller und befreiender und vermittelt den Glauben daran, dass Glück trotz aller Wirrnisse und Herausforderungen des Lebens möglich ist.

Bill Ryder-Jones mag nicht die ganz große Stimme haben. Aber etwas Dringliches liegt darin – eine gar nicht ungefähre Sehnsucht. In seinen besten Momenten schafft der britische Singer/Songwriter etwas Rares und umso Kostbareres: Es gelingt ihm, Schönheit und Schrecken, Angst und Euphorie, Zweifel und Hoffnung auf eine Weise musikalisch abzubilden, die bewegt und inspiriert. Dass einige Songs auf diesem Album mit ihrer hymnischen Anmutung deutlich hörbar die Einflüsse von musikalischen Referenzgrößen wie den Flaming Lips oder Spiritualized nicht verleugnen können, tut dem Hörgenuss keinen Abbruch. Aus einem makellosen Album ragen die Songs „This Can’t Go On“, „It’s Today Again“ und „How Beautiful I Am“ noch heraus.

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Bill Ryder-Jones: Iechyd Da (Domino / GoodToGo)