Kapitel Eins

Die österreichische Popformation Bon Jour und ihre geschickte mediale Strategie

Von
10. März 2024

Bon Jour: Chapter 1: Growth (Bon Jour Records)

Mit dem Begriff „Supergroup“ sollte man grundsätzlich vorsichtig agieren. Die allermeisten Namen etwa der Beteiligten an der als solcher bezeichneten Band Bon Jour werden in Österreich eher den wenigsten geläufig sein. Gut, deren angestammte Formationen, u.a. Mynth, The Makemakes, Good Wilson und Siamese Elephants, sind einigermaßen bekannt und gehen über den FM4-Kosmos hinaus, aber halt auch nicht sehr weit. Wie auch immer, jedenfalls hat das ursprünglich im vergangenen Jahr als Trio gestartete und anfänglich nur als Avatare (künstliche) Gestalt annehmende Projekt nicht zuletzt aufgrund geschickter social-media-Strategien und Einzelveröffentlichungen, sprich: Singles (wie „Blue Moon“), rasch einiges an Aufmerksamkeit generiert.

Im November 023 kam dann nicht nur heraus, wer aller bei Bon Jour wirklich dabei ist (u.a. die Geschwister Fartacek von Mynth und die Singer/Songwriterin Amelie Tobien), sondern nach einer EP auch ein ganzes Album, das mit seinem etwas gespreizten Titel – „Chapter 1: Growth“ – zumindest so etwas wie Kontinuität und Fortsetzung suggeriert (zumindest wohl ein Chapter 2 …).

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Im Gegensatz zur lokalen (mehrfach Salzburger) Herkunft der diversen Bon-Jour-Mitglieder vermittelt das durchgängig auf Gefälligkeit angelegte Album deutlich mehr als regionale (Klang-)Kost: Kapitel 1 ist auf internationale Indie- und Dancefloor-Gepflogenheiten angelegt und zugeschnitten. Und einige Unterkapitel (= Songs) wachsen durchaus zu anhänglichen Begleitern (= Hits) heran, etwa das druckvoll-beschwingte „I Am Out“ oder das kurz(weilig) detonierende „Timebomb“.

Die ähnliche Machart der meisten der 14 Songs auf dem Debütalbum mag nicht jedem gefallen (Mehrere Hits machen noch kein Hitalbum – Bon Jours Debüt »Chapter 1: Growth« – The Gap ), aber seien wir nicht unbescheiden: Wie viele international konkurrenzfähige Produktionen haben wir sonst noch aufzuweisen? Viele unserer „Pop-Wunder“ bleiben ja letztlich doch auf den allenfalls erweiterten deutschsprachigen Raum beschränkt (ja, auch Wanda). Darüber sind Bon Jour – auch wenn sie trotz entsprechenden Bandnamens kaum wer in Frankreich verorten und dort größer beachten wird –  anglophon erhaben und soundgeografisch breiter aufgestellt. Aber vielleicht ist auch das eine (Ent-)Täuschung – und eher ein Zeichen von Provinzialität, wenn man für international erfolgreich hält, was den eigenen Ansprüchen gediegen genügt. Vorläufig treten Bon Jour live jedenfalls hauptsächlich in heimischen Landen auf. 

Die kommenden Termine: 11.4. Styrian Sounds / Graz, 23.4. Flex / Wien, 26.4. Rockhouse / Salzburg, 27.4. Posthof / Linz (Weitere Infos unter: www.bon-jour.io)

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Bon Jour: Chapter 1: Growth (Bon Jour Records)

Mehr als regionale (Klang-)Kost: "Kapitel 1" ist auf internationale Indie- und Dancefloor-Gepflogenheiten zugeschnitten.