Optimismus am Grabstein

Die britische Band The Tubs zeigt auf ihrem zweiten Album, „Cotton Crown“, wie man Trauer bewältigen und mitreißend übertönen kann.

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11. März 2025

The Tubs: Cotton Crown (Trouble In Mind / Cargo)

The Tubs, ein in London ansässiges walisisch-englisches Quartett, legten mit ihrem 2023 veröffentlichten Debütalbum „Dead Meat“ ein mitreißendes Bekenntnis zum Indierock alter Schule ab. Ihr Popentwurf nährte sich aus der Vorliebe für College-Rock, Jangle-Pop und Folk-Rock und klang wie eine Schnittmenge aus R.E.M., The Go-Betweens, The Chills, The Feelies, The Wedding Present und The Smiths.

Auf ihrem eben erschienenen zweiten Album, „Cotton Crown“, klingt vieles gleich – und manches doch auch anders. Das betrifft weniger den Sound – ihren Mix aus zackigen Beats, tollen Hooklines, an Johnny Marr erinnernder Gitarrenkunst und unwiderstehlichen Melodien – als die behandelten Themen. Das Albumcover weist den Weg: Das Foto darauf zeigt Owen Williams als Säugling in den Armen seiner ihn stillenden Mutter – auf dem Friedhof vor einem Grabstein sitzend. Einige der Songs auf „Cotton Crown“ beschäftigen sich mit dem Tod der Mutter des The Tubs-Frontmanns und Sängers und den Auswirkungen auf sein Leben. Die Folksängerin und Autorin Charlotte Greig hatte im Endstadium einer unheilbaren Krebserkrankung 2014 Suizid begangen.

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Die Spuren dieses für Owen Williams traumatischen Ereignisses hallen auf dem Album nach, wobei die musikalische Vermittlung des Nebeneinanders von Leben und Tod und die Verarbeitung von Trauer und Schmerz mit den Songs „Strange“ und „Freak Mode“ am intensivsten und nachhaltigsten gelingt. Neben dem Verlust der Mutter sind es soziale Schieflagen und die zunehmende Entfremdung in einer sich immer rasanter verändernden Welt, die die Songtexte prägen.

Wie das aber musikalisch umgesetzt wird, macht „Cotton Crown“ trotz allem unterhaltsam und gut hörbar. Die dunkle Grundierung des Albums wird mit lebensbejahender Dynamik und wunderbaren Melodien abgefedert und übertönt damit sozusagen jede Form von Pessimismus. Der Sound klingt unverbraucht und frisch, die Songs überzeugen mit optimistischem Drive und hippeliger Energie. Anspieltipps: „Narcissist“, „Fair Enough“, „The Thing Is“ und „Chain Reaction“.

The Tubs: Cotton Crown (Trouble In Mind / Cargo)