Primitiv? Subversiv!

Das Quintett Erwin & Edwin verquirlt Elektronik und Blasmusik, volkstümlichen Populismus und ironische Kommentare über die Gesellschaft.

Von
25. Juni 2024

Erwin & Edwin: Des is jo des (OMdrom Music)

Erwin & Edwin gibt´s nicht. Beziehungsweise: Es gibt sie natürlich schon, als Namen, aber der steht für nichts. Die mit ihm bezeichnete Band ist kein Duo, sondern (aktuell) ein Quintett. Zwar hat dieses tatsächlich zwei Frontfiguren – aber von denen heißt keiner Erwin oder Edwin. Vielmehr handelt es sich um die Innviertler Simon Gramberger (Gesang, Schlagzeug) und Valentin Reiter (Gesang, Basstrompete), und sie werden maßgeblich unterstützt von drei weiteren Musikern, Georg Huber (Trompete, Posaune), Michael Mosbacher (Gitarre) und Simon Harringer (Schlagzeug).

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Schon mehr als zehn Jahre sind Erwin & Edwin auf Platte dokumentiert. In dieser Zeit hat sich der Charakter der Musik ziemlich stark gewandelt: Am Anfang waren die Texte teilweise noch in Englisch und klar als sozialkritisch erkennbar (was sie allerdings jetzt, auf viel hinter-/abgründigere Weise, auch noch sind); die Musik vermischte Blasmusik und Elektronik mit deutlicher Schlagseite Richtung Rap und Techno nach Art der Großstadtgeflüster oder bisweilen sogar Deichkind. Beim letzten Album „Power“ (2019) verstärkte sich diese Tendenz noch insofern, als hier der deutsche Sänger und Rapper Alix im nicht nur sprichwörtlichen Sinn den Ton angab.
Im Verlauf der Pandemie haben sich Alix´ und der Band Wege getrennt (in bestem Einvernehmen, wie Gramberger & Reiter beteuern).

Mit voller Kraft Richtung Bierzelt

Auf ihrem neuen Album „Des is jo des“ präsentieren sich Erwin & Edwin drastisch verändert: Da wird aus allen Rohren Richtung Bierzelt geblasen, Techno tanzt mit Polka, Mariachi und Marsch passen hier nicht nur wegen der gleichen Anfangsbuchstaben gut zusammen, zwischendurch verströmt mal ein klebrig-kitschiges Gitarrenmotiv Urlaubsstimmung von sogenannten Hausmeisterstränden, und gesungen/erzählt/deklamiert wird ausschließlich im Dialekt.

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Erwin & Edwin sind sich, wenn sie etwa im „Elektro Gestanzl“ einen uralten volkstümlichen Gassenhauer zitieren („Hollodarido, Hollodaro, Hollodarido, wos sogst denn do?“) oder in „IEA“ eine affirmative Floskel („ich eh auch“) phonetisch zu steinzeitlichem Kriegs-/Jagdgeheul deformieren, nicht zu gut, die unbedarften Alpendodln zu spielen. Am Ende lachen die vermeintlichen Dodln über uns, wenn sie uns Zeilen unterjubeln wie „Im Dorf, do gibt´s kan Kromer* mehr / die Gemeinde sorgt sich sehr / wo kriag i mei Bier fir‘n Durscht / zu da Essigwurscht. / Jetzt muass i fia jeden Schmorrn / (unverst.) durch die Gegend foan / zum Shopping Center in die Stodt / was no an Kromer hot / Öffentlichen Nohverkehr / braucht jo wirklich koana mehr / dank der Autoindustrie / foar i mit´n SUV.“

*Krämer, Greißler

Live in Österreich & angrenzendem Ausland

28.6. Stadtfest Liezen

16.8. Krone Fest Linz

24.8. Weingassenfest Haugsdorf

28.9. Brausilvester Grieskirchen

25.10. Zauberberg Passau

26.10. Orpheum Graz

21.11. Rockhouse Salzburg

22.11. Posthof Linz

23.11. Wuk Wien

 

Erwin & Edwin: Des is jo des (OMdrom Music)

Techno tanzt mit Polka, Mariachi und Marsch passen hier nicht nur wegen der gleichen Anfangsbuchstaben gut zusammen, zwischendurch verströmt ein kitschiges Gitarrenmotiv „Urlaubsstimmung“