Versöhnliche Töne & himmlischer Wohlklang

Das neue Album von Iron & Wine wechselt zwischen reduzierter Singer/Songwriter-Kunst und schwelgerischer Pop-Opulenz.

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15. Mai 2024
Iron & Wine

Iron & Wine: Light Verse (Sub Pop / Cargo)

Man ist geneigt, das musikalische Schaffen von Sam Beam etwas leichtfertig in eine Schublade einzuordnen – in eine mit Samt und Seide ausgeschlagene und hübsch verzierte, wohlgemerkt. Dass der aus South Carolina stammende Singer/Songwriter einen gewissen Hang zur Melancholie und zum getragen-schwelgerischen Grundton hat, ist nicht wegzuleugnen. Ebenso wenig aber auch seine Kunst, daraus schöne Songs zu generieren, die zwischen Sehnsucht, Traurigkeit, Wachtraum und friedlichem Glück oszillieren.

Nach einer auch pandemiebedingten Veröffentlichungspause von fünf Jahren – 2019 erschien „Years To Burn“, seine Kollaboration mit Calexico – präsentiert der unter seinem Künstlernamen Iron & Wine firmierende Amerikaner sein siebtes Studioalbum, „Light Verse“.

Der Mann mit Rauschebart und einer unter die Haut gehenden Kopfstimme bleibt darauf seiner musikalischen Kernkompetenz treu. Das ist schöne, verführerische, trostspendende Musik, die mit versöhnlichen Tönen und himmlischem Wohlklang dafür sorgt, dass einem das Herz aufgeht. Die zehn Songs beschreiben Gefühlszustände, die jeden schon einmal betroffen haben, und verströmen mit schwelgerischen Melodien und schwebenden Harmonien eine behagliche Wärme.

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Die durchaus vorhandene Melancholie legt sich nicht bleischwer über die Songs, sondern evoziert im betörenden Zusammenspiel von Stimme und abwechselnd reduziert-akustischer und dann wieder mit 24-köpfigem Orchester opulenter Sound-Ausstattung ein Gefühl von Leichtigkeit und Erhabenheit. Diese Musik leistet in ihren besten Momenten einen Beitrag dazu, dass Krisen nicht das Ende bedeuten, sondern neue Perspektiven eröffnen. Inhaltlich verhandeln die Songs anhand der Unwägbarkeiten des Daseins zeitlos-große Themen wie Glück, Liebe, Vergänglichkeit und entfalten musikalisch mit einem stimmigen Mix aus Folk, Pop und Americana ihre emotionale Größe.

Wie sich der Eröffnungssong „You Never Know“ vom fragilen akustischen Folk zu einer von Streichern unterstützten Pop-Opulenz aufschwingt, wie Sam Beam sich in „All In Good Time“ mit der dunkel-herben Stimme von Fiona Apple zu einem alles umarmenden Duett zusammenfindet oder in „Taken By Surprise“ und „Angels Go Home“, an Nick Drake erinnernd, große Zerbrechlichkeit, spirituelle Wärme und emotionale Tiefe miteinander verknüpft, ist große Singer/Songwriter-Kunst.

 

Iron & Wine

Iron & Wine: Light Verse (Sub Pop / Cargo)

Diese Musik leistet in ihren besten Momenten einen Beitrag dazu, dass Krisen nicht das Ende bedeuten, sondern neue Perspektiven eröffnen.