Weltmeister der Balance

Stärkt den Ruhepuls: „Daniel“, das neue Album der US-Band Real Estate

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14. März 2024
Real Estate

Real Estate: Daniel (Domino Record Co.)

Es gibt Gruppen, bei denen man den Eindruck hat, dass man sie schon ewig kennt, auch wenn das keineswegs der Fall sein muss. Von der aus New Jersey stammenden Band Real Estate ist mit „Daniel“ Ende Februar ihr sechstes Album erschienen, das einem schon beim ersten Anhören so vertraut ist, als wäre es bereits seit Jahren Stammgast in den eigenen Gehörgängen. Und das weniger, weil es so ähnlich klingt wie seine Vorgänger (was wohl so ist, auch wenn man diese nur peripher kennt), sondern weil dieser rundum wohlige Klang sich so dezent zurückhaltend an allgemeinen Usancen eines internationalen folkig-countryesken Indie-Poprock orientiert, mit musikhistorischen Anklängen da und dort, sodass alles über viele Jahre  Abgespeicherte in freudiger Wiedererkennung mitschwingt und für zeitlose Resonanz sorgt. Der Bogen reicht dabei von Dylan (im Song „Victoria“) bis zu Anklängen an eine gedrosselte Version von Death Cab for Cutie („Somebody New“)

Entspannte Zeit in Nashville: Real Estate - © Sinna Nasseri

Entspannte Zeit in Nashville: Real Estate – © Sinna Nasseri

In einer Neun-Tage-Session in Nashville eingespielt, unter der Fittiche des Produzenten Daniel Tashian (der möglicherweise auch gleich als Namensgeber für das Album fungierte), atmen die elf Songs des Quintetts rund um Sänger und Mastermind Martin Courtney in anstrengungsloser Atmosphäre gefinkelt einfache Harmonien und Lebenswahrheiten ein und aus. Auch wenn man nur halb hinhört – und ihre Unaufdringlichkeit verleitet dazu –, gleichen sich diese wahrlich very smooth Songs einem Ruhepuls in jenem Frequenzbereich an, der von großer Entspannung kündet – und diese gleichzeitig vermittelt. Von gleichmäßiger Güte, im formidablen Midtempo adulter Gewohnheiten sich (fort)bewegend, tritt naturgemäß kein Song besonders hervor, auch wenn die vorweg veröffentlichte Single „Water Underground“ und das einschmeichelnde „Airdrop“ noch ein bisschen typischer und selbst-referenzieller anmuten als der Rest.

Mehr an innerer Balance und Ausgeglichenheit wird man pop-akustisch so bald nicht finden. Wer Tempo, Adrenalin und Aufregung braucht, sollte von „Daniel“ freilich besser die Finger (und Ohren) lassen.

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