Weltoffener Aussteiger

Auf seinem neuen Album bezieht US- Singer/Songwriter Chris Eckman viel Kraft und Inspiration aus der Natur – und einem bestimmten Landstrich in Slowenien.

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20. Feber 2025

Chris Eckman: The Land We Knew the Best (Glitterhouse)

Chris Eckman hat sich vor allem mit der Band The Walkabouts, die er Mitte der 80er Jahre zusammen mit Carla Torgerson gegründet hatte, nachhaltig in die Popgeschichte eingeschrieben. Seit 2002 lebt und arbeitet er in Ljubljana. Die slowenische Wahlheimat mit ihren langgezogenen Tälern, sanften Hügeln und Berggipfeln inspiriert Eckman zu jener dunkel grundierten Sehnsuchtsmusik, die seit vielen Jahren sein Markenzeichen ist.

Der 1960 in den USA geborene Singer/Songwriter hat etwas von einem weltoffenen Aussteiger. Er will nicht am zerstörerischen Leben teilhaben; seine Entscheidung, eher zurückgezogen in Slowenien zu leben, heißt aber umgekehrt nicht, dass er an der Welt nicht Anteil nimmt. Ganz im Gegenteil, aber er tut das zu seinen Bedingungen und anhand seiner Überzeugungen.

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Auf der Rückseite des Covers seines aktuellen Albums, „The Land We Knew the Best“, findet man ein Zitat der amerikanischen Reiseschriftstellerin Gretel Ehrlich – „Here, the weather is landscape, and landscape is memory“ –, das Geist und Grundton der Songkollektion vorgibt. Die Zeit scheint hier stehen geblieben zu sein, und so ist es auch ein wenig in den Liedern von Chris Eckman. In einem Interview meinte er dazu: „Ich wollte, dass diese Lieder ein bestimmtes Gefühl für den Ort vermitteln. Ich finde viel Trost und Inspiration in der Natur hier. Orte verschaffen bestimmte Atmosphären, und das zu erforschen war für meine Musik schon immer wichtig.“

Ein Meister dunkel grundierter Sehnsuchtsballaden: Chris Eckman (c) Glitterhouse

Die Songs auf „The Land We Knew the Best“, für die Eckman musikalisch gekonnt und zugleich behutsam auf vertraute Zutaten – Americana, Folk Noir, existenziell gefärbter Country – zurückgreift, erinnern in ihrer sanft-rauen Färbung an Vorbilder wie Townes Van Zandt, Johnny Cash oder Gordon Lightfood. Auch wenn die Kunst der dunkel grundierten Sehnsuchtsballade das Album dominiert und der Absturz in die Bodenlosigkeit oft bedrohlich nahe scheint, gelingt es Eckman mit seinen musikalischen Mitstreitern, stets auch ein wenig Licht und Hoffnung in seine mattschwarze Gefühlswelt zu bringen.

Die ausgefeilte Produktion (Alastair McNeill) hüllt die Songs in einen samtig-meditativen Klangkokon, und der gezielte Einsatz von Piano, Cello, Violinen, Saxophon, Kontrabass, Orgel und Pedal Steel trägt einen entscheidenden Teil zu den stimmigen Arrangements bei. Bei vier Liedern erhält die heiser-sonore Stimme von Eckman adäquate Unterstützung von der slowenischen Singer/Songwriterin Jana Beltran. Aus den acht rätselhaft-schönen, zwischen Melancholie, Stärke und Zerbrechlichkeit oszilierenden Songs ragen „Genevieve“, „Laments“ und „Running Hot“ besonders hervor.

Chris Eckman: The Land We Knew the Best (Glitterhouse)